Dienstag, 20. Oktober 2015

Tanzen in der Pause

Die Kinder auf dem Schulhof genießen die Pause im Sonnenschein. Sie schreien, sie toben, sie spielen. Von meinem Balkon aus kann ich sie beobachten, wie sie sich vermeintlich unbemerkt benehmen. In einer Ecke tanzen zwei Jungs, sie sind vielleicht 8-9 Jahre alt. Sie springen hin und her, tippeln, bewegen ihre Arme, hören ihre innere, ganz eigene Musik. Sie versuchen die großen Idole zu imitieren, springen an die Mauer, versuchen kleine akrobatische Übungen auf dem Boden. Noch macht es ihnen Spaß. Wie lange noch werden sie so frei und locker sein? Wann wird es ihnen peinlich sein, weil sie nicht so gut sind wie ihre Idole? Wann wird die Schule ihren Selbstausdruck behindern, weil es den Vorgaben entspricht?
Ein paar andere Kinder kommen, wollen dabei sein bei den Jungs, die sich ihrer selbst erfreuen. Doch deren Energie erstirbt, sobald Beobachter dazukommen. Die beiden Jungs verschwinden aus meinem Blickfeld. 
Später, als es zur nächsten Unterrichtsstunde klingelt, sehe ich sie zum Gebäude zurückgehen. Ein letzter kleiner Hüpfer, ein spontaner Tänzelschritt bricht aus ihnen hervor, bevor sie wieder von dem eckigen und grauen Schulgebäude verschluckt werden. 

Sommer 2014

Dienstag, 6. Oktober 2015

Was war, war...

Man muss das Leben genießen, sagt der 78-jährige Mann im Wartesaal des Krankenhauses. Er wartet mit einem anderen Mann, der nicht ganz so alt zu sein scheint, auf einen Bekannten, der gerade untersucht wird. Sie reden von alten Zeiten und wie sich das Leben mittlerweile geändert hat. Sie wundern sich über die Jugend, wie sie dauernd auf den Straßen auf ihr Handy starren. „Das gab es ja damals noch nicht“  Da sind sie noch Rollschuhe gefahren, oder mit einem Paddelboot auf der Ostsee bei Danzig. Aber er will sich nicht beschweren. Die Zeiten ändern sich und damit auch die Menschen, sagt er. Was war, war, und was kommt, weiß man nicht. Nur dass es etwas Neues sein wird.