Dienstag, 10. November 2015

Das Leben ist schön

Hach, ist das schön, haben wir nicht ein schönes Leben?! So tönte es von der kleinen Hütte herab, wo sich gerade drei alte Männer niedergelassen haben. Sie kamen den Berg empor gekeucht und freuten sich auf die Pause und die gute Aussicht: "Was schöneres können wir gar nicht bekommen" sagte der Mann, der wohl der Anführer der kleinen Gruppe war, denn er schien diese Aussicht schon zu kennen. Eine Welle von Zufriedenheit schwappte auch zu uns hinüber, die wir weiter unten auf einer Bank saßen.
Es war das erste Novemberwochenende, das aber sonnig war und noch ziemlich warm, auch wenn ein frischer Wind wehte. Die Blätter waren noch nicht alle gefallen und durch ihre Trockenheit erzeugten sie ein ständiges Knistern, wenn der Wind durch sie hindurch strich.
Der Herbst des Lebens, das kam mir auf einmal in den Sinn. Diese Männer hatten sicherlich schon eine Menge erlebt, vielleicht sogar gemeinsam als Freunde oder langjährige Arbeitskollegen. Sie hatten vieles aufgebaut, manchen war zusammengebrochen, anderes hatte Bestand. Die Energie war mit dem Alter schwächer geworden, aber ihre Erfahrungen hatten ihnen kräftige Wurzeln gegeben, die sie nicht mehr so einfach umfallen lassen würden. Sie jammerten nicht darüber, was nicht mehr möglich war, oder wie schlecht es ihnen ging. Sie blickten zurück auf ihr Leben, mit Stolz und mit Freude über das, was in ihrem Lebenssommer geschehen war. Und sie waren in Frieden mit dem Lebens-Winter, der sich langsam aber sicher nähern würde.
Nach einer Weile rief der Anführer zum Aufbruch. Mit einem Pfeifen auf den Lippen machten sie sich auf die letzte Etappe ihres Tages.